Auch in den Kreisen der Profisportler sind Krankheiten wie Depressionen oder Angst verbreitet, zur Therapie oder Behandlung gehen viele aber nur unter falschen Namen.
Etliche Spitzensportler, die an Depressionen oder einer Angstkrankheit leiden, seien nur unter falschem Namen zu einer stationären Behandlung bei ihm bereit. Dies sagte Frank Schneider, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Universitätsklinikums Aachen, dem Nachrichten-Magazin „Der Spiegel“ in einem Interview: „Sie treffen häufig erst in den Abendstunden in unserer Klinik ein, wenn es draußen dunkel ist. Oft sprechen die auch nicht von Behandlung, sie nennen es eher ‚Coaching‘, das klingt schöner“, sagte Schneider.
Nach eigener Aussage therapiert der 53-jährige Klinikdirektor pro Jahr zwischen 20 und 30 Top-Athleten, darunter auch Fußballprofis: „Sie sind depressiv oder zwangskrank, haben Tics, leiden unter Angstzuständen, haben Essstörungen. Oder sie sind abhängig von Alkohol, von Medikamenten.“ Die meisten wollten auch nach dem Klinikaufenthalt ihre Anonymität wahren: „Fast alle kommen im Gespräch mit mir zu der Entscheidung, sich während ihrer Karriere nicht zu outen.“ Als Vorwand würden sich einige seiner prominenten Patienten vom Hausarzt eine Bescheinigung ausstellen lassen, „dass sie eine Knieverletzung oder etwas mit der Achillessehne haben“, sagte Schneider: „Die Wahrheit kennt meist nur ein sehr kleiner Kreis, zwei oder drei Leute.“ Auch homosexuelle Athleten würden sich bei ihm in Behandlung begeben, sagte Psychiater Schneider: „Häufig sind es Fußballer. Aber die sind ja nicht wegen ihrer sexuellen Neigung psychisch krank. Der Umgang mit der Homosexualität, bei manchen der Zwang, sie verheimlichen zu müssen, kann aber unter Umständen einer der Auslöser sein.“
(dts Nachrichtenagentur)