An den Finanzmärkten soll es keine spekulativen Exzesse in Zukunft mehr geben darüber sind sich Barack Obama, Angela Merkel und Nicolas Sarkozy einig. Aus diesem Grund sollen unter andere Leerverkäufe von Aktien, Zinspapieren und Währungen wesentlich strengeren Regeln als bisher unterliegen, man denke aber auch darüber nach diese ganz zu verbieten. Aber was sind eigentlich Leerverkäufe, die auch Short selling genannt werden?
Ein alter Börsenspruch besagt: „Beliebt beim Herrn ist der Shortie. Er hat zwar nichts, dennoch gibt er gern.“ Und dieser Spruch beschreibt recht treffend die Situation der Leerverkäufe. Ein sogenannter Shortie ist der Leerverkäufer der zum Beispiel eine Volkswagen-Aktie verkauft, die er jedoch gar nicht besitzt. Stellt sich die Frage, warum er das tut. Er macht dies, weil er davon ausgeht, dass der Kurs dieses Papiers fallen wird und er die Aktie zu einem späteren Zeitpunkt preiswerter kaufen kann, als er sie bereits verkauft hat.
Wenn er also beispielsweise eine Volkswagen-Aktie zu 57 Euro verkauft und zu 52 Euro kauft (eindeckt) kann er einen Gewinn von 5 Euro je Aktie einstreichen. Der Käufer will nun aber seine Volkswagen-Aktie, die er bezahlt hat, auch erhalten und dies muss innerhalb von 2 Werktagen an deutschen Börsen geschehen, an anderen Börsen teilweise etwas später. Nun hat der Shortie zwei Möglichkeiten, um den Lieferverpflichtungen nachzukommen. Er kann einerseits die Volkswagen-Aktie am Liefertag kaufen also zum Beispiel zwei Tage nach dem Verkauf und gibt die Aktie dann sofort weiter an den Käufer. Das wird als ungedeckter Leerverkauf oder auch Naked Short bezeichnet, da kein Kapitaleinsatz bei diesem Geschäft notwendig ist. Sollte das Geschäft aufgehen, können auf diese Weise Spekulanten große Mengen an Aktien, aber auch Anleihen oder Währungen verkaufen, die sie jedoch gar nicht besitzen.
Ganz anders sieht es bei der anderen Variante aus, den sogenannten gedeckten Leerverkäufen. Bei diesen verkaufen die Spekulanten zwar auch Wertpapiere, die nicht in ihrem Besitz sind aber diese leihen sie sich gegen eine Gebühr von einem anderen Anleger aus. Für den Shortie besteht hierbei der Vorteil darin, dass er wesentlich länger auf fallende Kurse setzen kann und erst dann kauft, wenn seine Erwartungen erfüllt werden. Im Beispiel der Volkswagen-Aktie erst dann, wenn sie auf 47 Euro gefallen ist, um so zehn Euro pro Aktie Gewinn zu erzielen.
Lange Zeit galten Leerverkäufe als wichtigstes Regulativ an den Finanzmärkten, damit Kursübertreibungen nach oben gedämpft werden können. Papiere werden idealerweise nur dann leer verkauft, wenn diese stark überbewertet sind und der Shortie so das Risiko seiner Geschäfte als sehr gering einschätzt.
Bei Hedgefonds sind Leerverkäufe eine gängige Strategie, die allerdings durch einen beachtlichen Kapitaleinsatz die Aktienkurse eines einzelnen Wertes ganz massiv unter Druck setzen können.
Jedoch können Leerverkäufe nicht nur die Kurse beträchtlich unter Druck setzen, sondern auf indirekte Weise auch die Notierungen stark ansteigen lassen, nämlich dann, wenn es zu einem Engpass kommt, dem sogenannten Short-Squeeze. Und dieser Tritt ein, wenn die vorgenommene Spekulation nicht aufgeht, sondern vielmehr die Preise nach oben laufen. Kommt es also zu einem Engpass, müssen Leerverkäufer auf dem schnellsten Weg kaufen, damit sie ihre vorangegangenen Verkäufe abwickeln können. Natürlich erhöhen diese Zwangsverkäufe die Nachfrage einer Aktie oder auch eines anderen Wertpapiers und dies wiederum treibt den Kurs weiter nach oben.